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Heimeintritt

Vorab: Die Qualität des Aufenthalts und Lebens in Liechtensteiner Einrichtungen für stationäre Pflege von betagten Menschen ist sehr hoch (menschlich, fachlich, technisch-infrastrukturell).

Unabhängig davon ist der endgültige Eintritt ins Pflegeheim zweifellos eine Zäsur im Leben und häufig im Zusammenhang mit dementieller Erkrankung - vor allem im Stadium schwerer Erkrankung - kaum umgehbar. Wenn es auch nach einem Abschied von "Zuhause" aussieht, sind die Pflegeheime in Liechtenstein sehr darum bemüht, ihre Bewohnerinnen und Bewohner erneut "Zuhause" sein zu lassen. Eigene Möbel, Erinnerungsstücke haben grundsätzlich, sofern im Detail nichts dagegen spricht, die Möglichkeit, im eigenen Zimmer des Pflegeheims wieder einen Platz zu finden.

Die Stationen, in denen überschaubare Gruppen von betagten, pflegebedürftigen Menschen leben und betreut werden, sind auf deren aktuelle Bedürfnisse ausgerichtet, sowohl was die Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL's, siehe "Pflege- und Betreuungsbedarf") betrifft, als auch, wie sich das Zusammenleben der einzelnen Menschen organisatorisch und pflegerisch-fachlich gestalten lässt. Im Zusammenhang mit Demenz gibt es zwei grundsätzlich unterschiedliche Zugehensweisen: Segregative versus integrative Betreuungskonzepte.

Dazu ein kurzer Exkurs: In Liechtenstein wurde im Frühsommer 2014 die erste explizite Station für Menschen mit Demenz innerhalb eines Pflegeheims eröffnet. Da die Nachfrage nach speziellen Demenzeinrichtungen steigt, sind Betreiber von Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen gefordert, ihr Leistungsangebot um die Betreuung demenziell erkrankter Bewohnerinnen und Bewohner zu erweitern bzw. ein solches allererst einzurichten. Die Betreuung verwirrter alter Menschen im stationären Bereich erfolgt integrativ oder seperativ oder segregativ. Integrativ bedeutet, dass nicht demente und demente Menschen in einem Betreuungs- und Pflegebereich gemeinsam betreut werden; seperativ/segregativ meint, dass Demenzkranke in einem homogenen Demenzbereich betreut werden. Bei einer integrativen Betreuungsform können gesunde ältere Menschen möglicherweise beruhigend auf demenziell Erkrankte einwirken, zur Unfallverhütung beitragen und Dementen ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln. Ob integrativ oder seperativ die bessere Form der Dementenbetreuung darstellt, wurde bis vor Kurzem unter den Expertinnen und Experten kontrovers diskutiert. In Summe weisen beide Betreuungsformen gewisse Vorzüge auf. Eine seperative Betreuungsform ist vor allem bei schweren psychischen Herausforderungen, bei fehlenden räumlich-baulichen Strukturen, ungenügender personeller Ausstattung und mangelhafter medizinischer Betreuungsqualität zu empfehlen. Durch den Mangel an durchgeführten Studien kann man nicht abschliessend auf wissenschaftlicher Basis sagen, dass also die reinen Demenzstationen für den Krankheitsverlauf förderlich sind.

Wichtig für die Angehörigen ist es, zu wissen, dass die Entscheidung für die Wahl einer diesbezüglichen Betreuungsform keiner leichtfertigen Entscheidung unterliegt. Während des Aufenthalts kann sich die Betreuungszugang bei Bedarf auch ändern: Nachdem Menschen mit Demenz -solange sie körperlich mobil sind, gelegentlich ein hohes Bewegungsbedürfnis haben und sie dabei aber, wenn keine Begrenzungen da sind, die Orientierung verlieren können, kann eine entsprechend eingerichtete Demenzstation dementsprechend sinnvoller sein als eine "allgemeine" Station. Hier werden bei Bedarf auch Mahlzeiten anders aufbereitet, andere Angebote zur Betätigung angeboten und stehen z.T. auch erweiterete bzw. speziell qualifizierte personelle Ressourccen zur Verfügung.

Es empfiehlt sich neuerlich, bei Vorliegen einer Diagnose Demenz den (späteren) Eintritt in ein Pflegeheim frühzeitig ins Kalkül zu ziehen und sich mit den entsprechenden Kontaktpersonen noch vor einem unmittelbar bevorstehenden Eintritt zu verständigen, Informationen einzuholen, eine Besichtigung zu machen und bestenfalls auch einen Probeeintritt und -aufenthalt zu versuchen. Stellen Sie dort alle Fragen, die auch angesichts der dort lebenden Bewohnerinnen und Bewohner auftauchen. Kontaktstelle zur LAK ist die Case-Managerin, bei der Lebenshilfe Balzers die entsprechende Person am Telefon.

Vor dem endgültigen Eintritt werden Sie als Angehörige auch gebeten, neben den medizinischen/pflegerischen Unterlagen auch wichtige, zum bisherigen Leben gehörende Dokumente, Gegenstände oder Aufzeichnungen mitzunehmen. Bei der "Übergabe" ist es wichtig, möglichst viele persönliche Details aus dem erlebten privaten, beruflichen und familiären Kontext zu erfahren; das sind Schätze, auf die die Teams im Umgang mit dem neuen Bewohner, der neuen Bewohnerin, zurückgreifen können. So entsteht eine gemeinsamer Fundus von Begegnungen des Lebens, Ereignissen und Aktivitäten, auf die das Pflege- und Betreuungsteam zurückgreifen kann, um den Menschen mit Demenz in seiner Identität jeweils bestärken zu können. Sie werden sicher auch gefragt werden, welche Dinge, welche Schwerpunkte Ihnen als Angehörige wichtig sind.

Erkundigen Sie sich, wie Besuche im Pflegeheim stattfinden sollen, wann günstige und weniger günstige Zeiten im Alltag des Pflegeheims sind.
Sie werden erfahren, ob es besser ist, alleine oder zu zweit auf Besuch zu kommen, ob sie sich vielleicht an Aktivitäten innerhalb des Heims betätigen wollen und wie sie auch mit Ihrem Angehörigen am Besten umgehen sollen, wenn er sich verändert, Sie allenfalls nicht mehr erkennt, ähnliche oder gleiche Dinge wiederholt oder sein Verhalten Ihnen gegenüber anders wird.
Kommen Sie nur auf Besuch, wenn Sie sich Zeit nehmen können. Wenn Sie andernorts stark eingebunden sind, gilt der Grundsatz: "Weniger ist mehr!" Kommen Sie lieber entlastet und regelmässig besuchen als täglich und gestresst. Wenn Sie da sind, seien Sie ganz bei Ihrem/r Angehörigen. Lassen Sie das Handy beiseite, sprechen Sie nicht über, sondern mit ihm/ihr, und widmen Sie sich der Begegnung.
Stellen Sie beim Abschied keine Prognosen. Vielfach kann Ihr Familienmitglied damit nicht (mehr) umgehen. Verbleiben Sie beispielsweise mit: 
"Ich gehe jetzt und komme wieder!"

Der jeweilige Abschied, der für Sie als Angehörige möglicherweise schon über längere Zeit dauert, kann an Ihrem Nervenkostüm zehren; machen Sie sich bewusst, dass auch Sie "Pflege", Selbstfürsorge brauchen. Erkundigen Sie sich auch nach der Möglichkeit, in einer Ihnen genehmen Weise darüber zu sprechen: In der Familie, mit Freunden, in einer (Selbsthilfe-)Gruppe, bei einem Bildungsangebot zum Thema oder auch in professioneller, z.B. psychologischer, Umgebung.

Die Kosten für einen Aufenthalt in einem Pflegeheim sind sehr hoch. Einen Teil der Kosten (Pensionstaxen) muss die Bewohnerin/der Bewohner selbst bestreiten. Abhängig von der Pflegestufe leisten die Krankenkasse, die Gemeinden und der Staat zusätzlich einen Beitrag (Pflegetaxen, Defizitbeitrag, etc) zum Aufenthalt. Hier erfahren Sie Details (siehe "Taxordnung Langzeitpflege"). Für beide Anbieter (LAK und Lebenshilfe Balzers) gelten hier bei gleicher Pflegestufe dieselben Tarife).
Erkundigen Sie sich beim Erstgespräch, wie die Finanzierung sichergestellt werden kann.